Kultur, Geschichte & Management

 

„Wir sind wieder im Gespräch“, hatte Luckow schon unmittelbar nach dem Rückzieher von Heynen erklärt. Die Tatsache, dass er für Hamburg die zweite Wahl ist, stört den Direktor offenbar nicht. Er macht allerdings auch deutlich, das er in jedem Fall „für dezidiert künstlerische Inhalte“ stehe und sich nicht zum Manager degradieren lasse, der seine Hauptaufgabe darin versteht, Sponsorengelder für die Deichtorhallen einzuwerben. Genau das, so munkelt man hinter vorgehaltener Hand in Hamburg, soll Julian Heynen, der bereits Etat-Erhöhungen und personelle Verstärkung für die Deichtorhallen ausgehandelt hatte, bewegt haben in letzter Minute das Handtuch zu werfen. „Mehr Mittel zu besorgen gehört heute zu den Hauptaufgaben eines Leiters“, hatte F.C. Gundlach, der Gründungsdirektor des Hauses der Fotografie in den Deichtorhallen zuvor erklärt.  
 

Ob und in wieweit Luckow dafür taugt, wird sich weisen. In jedem Fall erwartet den Kieler Kunsthallenchef eine tolle Herausforderung - und kein leichter Job. Die in ihrer Größe einzigartigen Deichtorhallen sind seit ihrer Gründung chronisch unterfinanziert, die Umwidmung der südlichen Halle zum „Internationalen Haus der Fotografie“ birgt überdies erhebliches Konfliktpotential. Fotograf F.C. Gundlach sieht hier mit Recht die Krönung seines Lebenswerkes und hat sich ein Veto-Recht in personellen Fragen ausbedungen. Vergangenes Jahr versuchte er auf  diesem Weg Robert Fleck los zu werden. „Als die Kulturbehörde vergangenes Jahr meinen Vertrag verlängern wollte, hat Gundlach von seinem Veto-Recht Gebrauch gemacht“, verriet der ehemalige Deichtorhallen-Chef  in der Kunstzeitung jüngst. „Im Aufsichtsrat wurde dann der Kompromiss ausgehandelt, dass Hans-Michael Koetzle (Mitkurator der großen F.C.Gundlach-Werkschau in den Deichtorhallen, Anm.d.R.) in die Programmsitzungen des Hauses der Photographie geht und dort auch Veto-Recht hat“. Mittlerweile ist Fleck Chef der Bundeskunsthalle in Bonn und der Knebelvertrag wieder vom Tisch. Denn darauf hätte sich zweifellos auch Dirk Luckow nicht eingelassen.  
 


Dirk Luckow, 1958 in Hamburg geboren, studierte er an der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte, Archäologie und Alte Geschichte. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, am Solomon R. Guggenheim Museum in New York und am Württembergischen Kunstverein Stuttgart, wurde Dirk Luckow Kurator und schließlich Projektleiter Bildende Kunst des Siemens Art Program in München. Parallel zu seinem beruflichen Engagement wurde er 1996 bei Prof. Thomas W. Gaethgens (FU Berlin) über Joseph Beuys promoviert. Seit Juli 2002 war Luckow Direktor der Kunsthalle zu Kiel und Geschäftsführender Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins Kiel. Dirk Luckow ist verheiratet und hat drei Kinder.