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Im Mai 1671 fand in Sevilla eines der prunkvollsten Feste des Goldenen Zeitalters in Spanien statt. Die Heiligsprechung König Ferdinandos III. (1199-1252), genannt El Santo – Der Heilige, wurde in großer Pracht begangen. Ferdinando hatte sich um den katholischen Glauben verdient gemacht, indem er 1248 die islamischen Mauren in Spanien besiegt hatte. Infolge dessen konnte sich das Christentum über weite Teile Andalusiens verbreiten. Nach seinem Tod 1252 wurde er in der Kathedrale von Sevilla beigesetzt.

Als Ferdinando III. über 400 Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen wurde, wurde dies von einem umfangreichen und komplexen künstlerischen Projekt begleitet. So wurde etwa veranlasst, zu prüfen, wie Ferdinando ausgesehen hatte. Die historische Wahrhaftigkeit seiner Bildnisse sollte festgestellt und so verlässliche Vorlagen für seine zukünftigen Bilder bestimmt werden. Der Maler Bartolomé Esteban Murillo durfte sogar, um möglichst wirklichkeitsgetreue Bildnisse Ferdinandos erstellen zu können, mindestens zweimal dessen Leichnam besichtigen.

Für die Heiligsprechungsfeier selbst entwarfen die wichtigsten Künstler Sevillas aufwendige Festarchitekturen zur Ausschmückung der Kathedrale, die sich so in eine Art barockes Theater verwandelte. Eine ausführliche Beschreibung der Feierlichkeiten und der Kulissen liefert uns der Dichter Fernando de la Torre Farfán in seinem Buch „Fiestas de la S. Iglesia de Sevilla“, das noch 1671, also im Jahr der Feiern, gedruckt wurde. Hier arbeiteten die Künstler der Stadt ebenfalls zusammen und schufen eine Anzahl zum Teil sehr großformatiger Radierungen zur Illustration des Werkes. Diese wurden auch unabhängig vom Buch als eigenständige Werke der Druckkunst vertrieben und gesammelt.

Die meisten dieser Radierungen stammen vom wohl besten Druckgraphiker Sevillas dieser Zeit, von Matías de Arteaga y Alfaro (1633-1703). Weitere Arbeiten schufen der Maler Juan de Valdés Leal (1622-1690) und dessen Kinder Luisa Morales (geb. vor 1654) und Lucas de Valdés (1661-1725).

Die Illustrationen der fiestas dokumentieren somit nicht nur das Heiligsprechungsfest von 1671, sondern sie stellen darüber hinaus selbst ein bemerkenswertes Monument der Radierkunst des spanischen 17. Jahrhunderts dar. Einige der Blätter zählen zu den besten Beispielen der künstlerischen Druckgraphik, des grabado pintoresco, dem sich in dieser Zeit nur sehr wenige Künstler in Spanien widmeten.

Anlässlich der groß angelegten „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“-Ausstellung vom 1. Juli bis 30. Oktober 2016 in der Gemäldegalerie wird es im Sommer 2016 ein vielseitiges spanisches Kulturprogramm am gesamten Kulturforum geben. Neben einem umfangreichen Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm im Rahmen der Ausstellung finden thematisch bezogene Ausstellungen, Führungen, Vorträge und Konzerte auch im Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin sowie im Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung und im Ibero-Amerikanischen Institut statt. Ein Open-Air-Filmprogramm in Kooperation mit der Yorck Kinogruppe und dem Instituto Cervantes rundet den spanischen Sommer in Berlin ab.

Quelle: Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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