CDs KlassikKompass
Joseph Haydn und Stanislaw Moniuszko

Fast jeder Geigenschüler quält das unschuldige Haydn-Violinkonzert G-Dur, auch die acht Jahre alte Midori Seiler. Aber nur weil es technisch eigentlich einfach zu spielen ist, ist es noch lange keine Musik nur für den Unterrichtsgebrauch. Midori Seiler hat sich drei der vier Haydn-Violinkonzerte neu vorgenommen, die als authentisch erkannt sind. Und zusammen mit Concerto Köln ordentlich aufpoliert.
Joseph Haydn: Violin Concertos. Midori Seiler, Concerto Köln. Berlin Classics 0300550BCSie begleitet den Komponisten bei seinem Weg aus der spätbarocken Formensprache in die reichere der frühen Klassik. Die Werke wirken in den Ecksätzen noch recht streng, sehr viel gefühlsbetonter in den langsamen Mittelsätzen. Die Konzerte, frühe Werke, entwickeln einen spröden Charme, der sich erst erschließt, wenn man Spaß daran findet, ihre Stellung zwischen den musikalischen Welten Bachs, Glucks und Mozarts zu ergründen und die Keime zu entdecken, aus denen sich der spätere Haydn entwickelt hat. Midori Seiler spielt das auf ihrer Violine von Andrea Guarneri aus den 17. Jahrhundert sehr schnörkellos und sehr präsent.
 
Joseph Haydn: Violin Concertos. Midori Seiler, Concerto Köln. Berlin Classics 0300550BC

 
 
Eine zweite Empfehlung:
Stanislaw Moniuszko: Overtures. Warsaw Philharmonic, Antoni Wit. Naxos 8.572716In Polen gilt Stanislaw Moniuszko (1819-1872) als Nationalkomponist, fast überall anderswo ist seine Musik weitgehend vergessen. Gerade mal die Ouvertüren seiner Opern finden hier und dort Eingang in Konzertprogramme. Antoni Wit hat zehn von ihnen mit dem Warsaw Philharmonic für Naxos eingespielt. Moniuszko, zu seiner Zeit ein Bindeglied in der Musikalischen Welt zwischen West und Ost, lässt darin die Tonsprache Mendelssohns aufscheinen, Schumanns auch, und verknüpft sie mit slawischen Traditionen und volksliedhafter Melodik. Eine willkommene Erinnerung daran, dass es jenseits der kanonisierten Programmatik auch in der unmittelbaren europäischen Nachbarschaft noch vieles zu entdecken gibt.
 
Stanislaw Moniuszko: Overtures. Warsaw Philharmonic, Antoni Wit. Naxos 8.572716
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Fotonachweis:
Header: Midori Seiler. Foto: Heike Helbig
Album-Cover Haydn
Album-Cover Moniuszko