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Klartext - Isabelle Hofmann

Zeit verschwendet, Steuergelder verschwendet, Arbeitskraft verschwendet: Die Hamburger Stiftung Historische Museen ist gescheitert.

Der Dolchstoß kam von der SPD: Sie brachte den Vorschlag ein, nicht nur das Helms Museum in Harburg wieder auszugliedern, sondern auch zwei Außenstellen, die seit Jahrzehnten zum Hamburg Museum, bzw. zum Altonaer Museum gehören: Das Museum für Bergedorf und die Vierlande, sowie das Rieck Haus in den Vierlanden. Die Sache gilt als beschlossen, obwohl es von allen Seiten Proteste und offene Briefe hagelte. Sowohl die am Montag (19. November) im Kulturausschuss angehörten Experten, wie auch die vier Oppositionsparteien halten das Petitum der SPD für eine kulturpolitische Fehlentscheidung.

Unvoreingenommen betrachtet ist die Idee einer „Bergedorfer Museumslandschaft“ gar nicht mal schlecht. Es spricht grundsätzlich nichts dagegen im entlegenen Osten Hamburgs eine werbewirksame Museums-Marke zu etablieren und ein publikumswirksames Programm zu machen. Es muss dabei nicht unbedingt eine „Eventlocation mit musealem Charakter“ herauskommen, wie empörte Direktoren bereits unken.
Allerdings spricht einiges gegen eine „Verschlankung“ der Stiftung in jetziger Form und unter den derzeitigen Umständen. Zur Erinnerung: Dieser durch Spardruck und Museumskrise entstandene Zusammenschluss aller kulturhistorischen Museen war von Anfang an ungeliebt. Keiner der Direktoren wollte sich zum Abteilungsleiter degradieren lassen, mögliche Synergien wurden nicht genutzt und das vielgerühmte gemeinsame Depot fiel sang- und klanglos Sparmaßnahmen zum Opfer. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema – dem Geld. Es macht keinen Sinn, einen amputierten Rumpf am Leben zu erhalten, dem - aus wissenschaftlicher Sicht - wichtige museale Stränge abgeschlagen werden und der nun auch noch finanziell völlig ausblutet. Denn genau das passiert: 413.000 Euro zieht Bergedorf im kommenden Jahr aus der Stiftung raus. Kultursenatorin Barbara Kisseler hatte 257.000 Euro angeboten, konnte sich jedoch gegen die SPD (einmal wieder) nicht durchsetzen. Ihre Behörde leidet ohnehin gewaltig unter den Sparzwängen: Der Kulturhaushalt 2014 sinkt erstmals seit 2000 unter zwei Prozent vom Gesamthaushalt – dazu hat die Senatorin in den kommenden zwei Jahren noch 17 Millionen Euro versteckter Kürzungen zu verkraften. Allein die verbleibenden drei Häuser der kulturhistorischen Stiftung (Altona, Hamburg Museum und Museum der Arbeit) müssen bis Ende 2014 2,7 Millionen einsparen, (rund 10 Prozent ihres Gesamtetats!), egal wie und egal woher.

Unter diesen Voraussetzungen ist die „Verschlankung“ der Stiftung schlicht und ergreifend tödlich. Was soll man dazu sagen, wenn reiche Unternehmer wie Michael Otto in der armen Stadt da noch von privaten Kunsthallen träumen? Mit der Bereitstellung eines städtischen Grundstücks für Frank Stellas Konzept und 75 Millionen für den Bau (diese Zahl hatten wir doch schon mal?!) ist es jedenfalls nicht getan. Hand und Fuß hat der Plan nur, wenn Otto noch 40 Millionen für Betriebskosten zur Verfügung stellt – und damit den Bestand für mindestens zehn Jahre sichert. Die Stadt jedenfalls wird für den Betrieb einer neuen Kunsthalle garantiert nicht aufkommen. Die schafft es ja noch nicht einmal, ihre Traditions-Museen zu erhalten.  

Ihre Isabelle Hofmann


Isabelle Hofmann ist stellvertrende Chedredakteurin bei KulturPort.De und arbeitet als Autorin für viele Tages- und Fachzeitungen.

Hinweis: Die Inhalte von "Klartext" geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Diese muss nicht im Einklang mit der Meinung der Redaktion stehen.

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Headerfoto: Claus Friede

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