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Makiko Hirabayashi Trio: Where The Sea Breaks

Makiko Hirabayashi, 1966 in Tokio geboren, die Teenagerzeit in Hongkong verbracht und später am Berklee College of Music in Boston ausgebildet, stellt ihr neues Album vor: Where The Sea Breaks.
Die seit 1990 in Kopenhagen lebende Künstlerin stellt mit ihrem Trio, das mit zwei weiteren musikalischen Größen bestückt ist, nämlich mit Marilyn Mazur und Klavs Hovman, ihre vierte CD-Einspielung vor.

Wie entwickelt ein Musiker künstlerische Identität? Welche Etappen müssen genommen werden, um aus dem großen Meer an musikalischen Äußerungen wahrgenommen zu werden?
Eine Antwort darauf ist weder definitiv zu finden, noch gibt es festgezimmerte Regeln, aber im Fall von Makiko Hirabayashi lässt sich doch deutlich erkennen, dass ihre multi-kulturelle Verwobenheit zu der künstlerischen Qualität führt, die sie uns auf ihrem Album offeriert. Kulturelle Unterschiede können aufeinanderprallen oder sie können eine Kommunikation entfachen, die immer einen Mehrwert hervorbringt. Genauso verhält es sich bei Menschen. Die drei auf dem Album kommunizieren höchst produktiv miteinander und prallen nicht einfach nur aufeinander. Das Kommunizieren ist so ‚feingespürig‘, dass man bei „Where The Sea Breaks“ von einem Meisterwerk sprechen kann. Jeder der Triomusiker hat seinen Platz, was nicht heißt, dass jeder auch einen festen vordefinierten Rahmen hätte, in dem er sich aufhalten soll. Vielmehr sind die kreativen Möglichkeiten an jenem einzigartigen Punkt, an dem sich das Meer bricht, spielerisch, offen und dennoch teilweise geradezu ideal miteinander abgestimmt. Das harmonische, ästhetische Basiskonzept gibt den eigentlichen Halt für die gesamte Einspielung und darauf wird aufgebaut.
Spätestens nach dem zweiten Stück – von dreizehn – spielt es überhaupt keine Rolle mehr, dass Marilyn Mazur immer wieder eine sehr führende Rolle einnimmt, sie übernimmt, zieht sich wieder zurück, um erneut auszuholen. Immerhin sind fünf der Stücke auch von ihr komponiert oder ko-komponiert, während dies für zehn Titel für Makiko Hirabayashi gilt.

Where The Sea BreaksNach dem Prolog, einem wunderbaren Piano-Einstieg von beruhigenden, entschleunigten Szenen, stellt bereits „Once Upon The Sea“ die Vielseitigkeit des Trios vor. Balladenhaft inszeniert mit hin- und mitreißenden semantischen Strängen, schafft dieses Stück eine eigene rhythmisierte Wirklichkeit mit kleinen metallischen Höhungen aus dem Klang-Repertoire von Mazur. Man kann sich über sieben Minuten lang darin verlieren und ganz und gar auf sich selbst zurück geworfen sein.
Einem musikalischen Sprung mit Erinnerungsmomenten an Bali und Südostasien ist deutlich im „Dance of the Praying Mantis“ nachspürbar. Das Leben in fließender Bewegung und mit meditativer Gelassenheit kommt ganz am Ende dieses Stücks der Trompeter und Flügelhornist Jakob Buchanan erstmals zum Einsatz. Auch bei „Gallop“ übernimmt er gleich einen wichtigen Part und sorgt für pointierte instrumentale Farbigkeit.
Mit „Mou Ikai“ ist man dann in Makikos japanischer Heimat. „Einmal noch“ wäre eine deutsche Übersetzungsmöglichkeit oder einfach eine Reminiszenz an die gleichnamige Anime-Serie oder die Aufforderung für stete Wiederholung, weil man nicht genug davon bekommt?
„Horizontal Dream“ zieht den Hörer in eine scheinbar unendliche Weite und Tiefe. Der Horizont ist längst keine Linie mehr, er ist Raum mit dem klanglichen Versprechen gut zu träumen. Er ist unterbewusstes, wenn auch mit einer nur kurzen Daseinsberechtigung.
„Vintervalse 1“, komponiert von Marilyn Mazur ist Vollklang mit herrlichen Soloparts und immer wieder gestützt von einem kräftigen, dezidierten Piano-Sound und gezogen vom weichen Klang des Blechblasinstruments.
Dagegen leichtfüßig kommt „Ilter Fabel“ daher, mit Fanfaren-artigen und sich wiederholenden Motiven.
Kurz und knackig: Vom Klavier bestimmt. Das Stück „Entangled“ verstrickt sich keineswegs, sondern schiebt den Sound wie leichte Eisbrocken vor sich her.
„Your Song“ ist ästhetische Spieluhr – eine fast kindlich-abgesetzte Hommage an jemanden.
Wenn der Bass mit „That’s Life“ die thematische Vorgabe setzt und die anderen Instrumente diesem vertrauensvoll zunächst folgen, um sich dann langsam und stetig zu individualisieren, dann ist das Leben gut beschrieben. Letztmalig ist nun auf diesem Album Jakob Buchanan zu hören.
Ein Drache hoch am Himmel, im Wind, unter Wolken, tanzend an einer Schnur: „Kite“ ist befreit – unabhängig und doch in sich ruhend, vollkommen.
Zum Abschluss das „Scherzo For Blue“ eine Mischung aus klassischen Elementen, dem Rhythmus von Zirkusmusik, kreisend in der Arena des Jazz und in einen unwiderstehlichen Flow gebracht – der so einfach er ist, so gut er daherkommt.

Makiko Hirabayashi Trio: Where The Sea Breaks

Makiko Hirabayashi: piano, Klavs Hovman: bass, Marilyn Mazur: drums, percussion, voice
Special guest: Jakob Buchanan: trumpet, fluegelhorn (3,4,7,11)
Label: enja / yellowbird records
EAN: 767522778021
VÖ: 23.3.2018
Hörprobe
Weitere Informationen
YouTube-Video:
- Makiko Hirabayashi Trio - CD "Where The Sea Breaks" (Enja/Yellowbird 2018)

- Makiko Hirabayashi Trio - Live at Diamanten 2012


Abbildungsnachweis:
Headerfoto von Hirabayashi, Mazur, Hovman: Karolina Zapolska
CD-Cover

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