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Yotam Silberstein: The Village

Eine Hommage an Greenwich Village, jenen Stadtteil New Yorks in dem der israelische Gitarrist Yotam Silberstein seit zwölf Jahren lebt und arbeitet. Bereits in seiner Heimatstadt Tel Aviv machte der Musiker auf sich aufmerksam und wurde zu Jazz-Festivals quer durch Europa eingeladen. Ein Stipendium an der namhaften New York School ließ ihn 2005 ins „Village“ ziehen.

„The album’s title also refers to the fact that the world has become one global village, which has enabled easy access through the internet and social media to different styles of music and musicians from all over the world“, erklärt Silberstein zum CD-Namen.
Diese Aussage ist insbesondere dann zu verstehen, wenn man sein fünftes Album als Bandleader in Gänze gehört hat. Es ist eine sehr inspirierte CD und bildet neben recht amerikanischen Arrangements, so einiges aus dem Südteil des Kontinents ab: Argentinien, Uruguay, Brasilien.
Neben sehr ruhigen (Nocturno/October) bilden extrem lebhafte Stücke (Albayzin/Lennie Bird) die Pole.
Klassische Jazz-Gitarren-Läufe sind insbesondere in den Eigenkompositionen zu finden – bis auf drei von elf – sind dies alle.

Cover album/yotam-silberstein-the-village„Parabens“ ist ein gelungener, fein-rhythmischer Einstieg in ein lebensleichtes und positives musikalisches Motiv. Piano und Bass bestimmen viele melodische Strecken, die dann von der Gitarre aufgenommen, aber anders weitergeführt werden.
Das gesamte Stück ist ein wenig Stakkato-artiger als viele der folgenden.

Eine Widmung an den Tango ist „Milonga Gris“. Ein Quantum Melancholie in der Bewegung. Das Stück von Carlos Aguirre hat eine sensible Architektur und einen erbaulichen Flow. So raumgreifend wie eine Milonga eben ist.

„Nocturno“ ist wie ein Traum. Die nächtliche Erzählung ist eine instrumentale Reimform, gleitet frei und beseelt durch Zeit und Raum. Diese Leichtigkeit braucht keine Erinnerung, sie ist sich im Moment genug, verfliegt sogleich und hinterlässt nur eine Spur: Wohlgefühl.

Um im „The Village“ anzukommen dauert es eine Weile. Das Vorspiel ist tänzelnd um den Ankommenden herum. Der Einlass muss sich erarbeitet werden. Erst langsam klären sich die Töne der Gitarre und auch nur für kurze Momente. Es ist das amerikanischste Stück des Albums. Erst nach knapp drei Minuten nimmt es Tempo auf und öffnet die Tür.

Das bereits erwähnte „Albayzin“ (Stück Nr. 7) gehört zu den Höhenpunkten des Albums. Der Titel bezieht sich wohl auf den ältesten Stadtdistrikt von Granada im andalusischen Spanien. Es war einmal eine Hochburg für konfessionelles Miteinander, ein globalisiertes „Village“, in dem sich Mauren, Sephardim und Christen kulturell ergänzten. So ein wenig hört man eine Hommage an die Zeit und Stile, zwischen Okzident und Orient.

„October“ zieht eine goldbraune Schleppe von Wehmut hinter sich her. Wunderschön, wie sich E-Gitarre und Piano, Becken und Kontrabass ergänzen, Stimmfetzten verfliegen lassen und schließlich fast eine Meditation im weichen Glanz der Gitarrenklänge entsteht. Hier sitzt alles sechseinhalb Minuten lang passgenau.

Yotam Silberstein „The Village"
Yotam Silberstein, Gitarre; Aaron Goldberg, Piano ; Reuben Rogers, Bass ; Gregory Hutchinson, Drums
CD, Booklet, 6 Seiten
Jazz&People
EAN: 3149028103724
Hörprobe
YouTube-Video:
Yotam Silberstein "The Village" (trailer)
Yotam Silberstein - Live at the Iridium - The Village


Abbildungsnachweis: (c) jazz&people PR, CD-Cover
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