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Franco Ambrosetti Sextett

Es klingt von der ersten Note an nach einem Klassiker des Jazz. Franco Ambrosetti holt sich fünf Jazzgrößen für sein neues Album und wartet den Regen ab.
Es hat sechs Jahre seit der letzten Einspielung gedauert, bis Franco Ambrosetti sein zwanzigstes Album, Ende der Woche auf den deutschen Markt bringen wird. Live und umjubelt aufgetreten sind die sechs Musiker Mitte Mai beim Jazzfest Bonn.

Der Schweizer Trompeter Franco Ambrosetti ist schon lange einer der heuausragenden Musiker des europäischen Jazz, auch wenn oder vielleicht gerade weil er in Nordamerika seine musikalische Heimat hat. Seine großen Vorbilder und Inspirationsquellen sind der jung verstorbene Clifford Brown (1930-1956) und der legendäre John Coltrane (1926-1967). Ambrosetti, Jahrgang 1941, wuchs mit Musik in Lugano auf, sein Vater war Tenorsaxophonist und Fabrikant, der Sohn steigt in die Fußstampfen, nur mit einem anderen Instrument – den Fabrikant als Berufsbezeichnung übernimmt er identisch.

altTrompete und Flügelhorn definieren Ambrosettis Hardbop-Sound und seine Vorbilder sind nach wie vor präsent – mehr noch – dieses Album widmet der Musiker John Coltrane und der „Coltrane Mood“, wie er selbst sagt. So ist „After the Rain“ eine Hommage an Coltranes gleichnamige Komposition aus dem Jahr 1963. Der in Hamlet, North Carolina geborene Saxophonist hatte damals den Höhepunkt seiner musikalischen Leistungen erreicht, so wie es sein Schweizer Kollege heute ebenso erreicht hat – dafür legt dieses Album Zeugnis ab.
Nicht zuletzt die All-Star-Group mit Greg Osby (Altsaxophon), Gianluca Ambrosetti (Sopransaxophon), Dado Moroni (Piano), Buster Williams (Bass) und Terry Lyne Carrington (Schlagzeug) unterstützen dieses Highlight an musikalischem Abenteuer.

Jeder einzelne Musiker hat seinen ganz eigenen Part: Dado Moroni und Greg Osby brillieren bei „Crescent“. Nix mit Halbmond, dieses ruhige Stück ist voll im Glanz und strahlt bis in die Pianissimo-Passagen am Ende des Stücks. Terri Lyne Carrington ist nicht nur eine Ausnahmetrommlerin bei „Retro vs. New Age“, gleich zu Beginn des Albums, sondern insbesondere beim vorletzten – dem siebten Stück der CD –„Circilaity“, das zu meinen Favoriten gehört, denn auch Franco Ambrosetti zeigt hier warum er Clifford Brown immer wieder nennt: die Art des lebhaften temperamentvollen Spiels ist beeindruckend.
Das Titelstück „After the Rain“ ist noch variantenreicher gespielt als Coltranes Original. Alles zwischen Luft und Ton, zwischen Strenge und Freiheit, zwischen Ruhe und Rastlosigkeit, zwischen Entstehen und Vergehen bringt das Sextett auf den Punkt! Allein das Wechselspiel der Saxophone, Greg Osby mit Gianluca Ambrosetti (Sohn von Franco) macht diese Interpretation der knapp elfminütigen Aufnahme zu einem besonderen Erlebnis.

Alle Kompositionen mit Ausnahme von „After The Rain“ (John Coltrane) und „Why Should I Care“ (Clint Eastwood) stammen aus der Feder Franco Ambrosettis. Eastwoods Komposition ist schließlich am Ende der CD eine ruhige musikalische Fahrt durch die Welt der Gleichgültigkeit. Welche Dramen auch immer geschehen sind, das Stück befriedet und versöhnt, es gebärdet sich wie ein dahinfließender großer Strom, jeder unruhige Tropfen geht im großen Nass auf.
Franco Ambrosetti: After the Rain
Franco Ambrosetti, trumpet
Gianluca Ambrosetti, soprano saxophone
Greg Osby, alto saxophone
Dado Moroni, piano
Buster Williams, bass
Terri Lyne Carrington, drums
Label: enja
EAN: 063757962427
VÖ: 28.8.2015

Hörprobe

Audio-Videos:
Jazz live: Franco Ambrosetti Sextet vom Jazzfest Bonn (Deutsche Welle)
After The Rain - John Coltrane


Abbildungsnachweis:
Header: Franco Ambrosetti Sextett, 2014. V.l.n.r.: Dado Moroni, Terri Lyne Carrington, Greg Osby, Franco Ambrosetti, Buster Williams, Gianluca Ambrosetti. Foto: Ilse Weinmann.
CD-Cover
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