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Jón Kalman Stefánsson ist ein begnadeter Erzähler. Seit 1996 hat der isländische Schriftsteller zehn Romane veröffentlicht. Sein jüngster Roman „Dein Fortsein ist Finsternis“ setzt das fort, was Stefánssons Prosa von Anfang an kennzeichnet: Dieser Autor schreibt gegen das Vergessen.

 

Im neuen Roman des preisgekrönten Autors hat ein Mann die Erinnerung verloren. Er wacht in einer kleinen Kirche an einem abgelegenen Fjord im Nordwesten Islands auf. Wer ist er? Woher kommt er? Wird er es je erfahren? Werden wir es je erfahren? Am Ende des Romans bleiben wir Leser nach gelesenen 544 Seiten mit dem Wunsch zurück, die Lektüre möge doch bitte noch lange weitergehen. Das liegt an den faszinierenden Familiengeschichten, die uns der Autor präsentiert, die mehrere Generationen und rund 200 Jahre umfassen. Und an der gelungenen Übersetzung aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig.

 
Meinung

Denke ich an Hans-Georg Rappl, dann fällt mir als erstes die Zigarettenmarke Roth-Händle – auch Toth-Händle oder Roter Tod benamst – ohne Filter ein. Als zweites erinnere ich mich lebhaft daran, dass der leicht korpulente Mann mit dem nach hinten gekämmten, glatt anliegenden und noch vergleichsweise vollen, dezent ergrauten Haupthaar ein begnadeter, sozusagen klassischer, Orator gewesen ist.

 

Er war ein Genussmensch der freien, ausnahmslos fehlerlosen, gemächlich fließenden und unterbrechungslosen Rede, der, weil zu der Zeit, über die ich spreche – also die Mittachtziger des letzten Jahrhunderts – das Rauchen in den Seminarräumen langsam außer Mode kam, alle halben Stunden aufstand, sich unentwegt sprechend zur Tür begab, sie öffnete, eine Zigarette in Brand steckte und, mit leicht abgewandtem Kopf seine auf eine sanfte Art intonierten und dabei trotz allem markig-kraftvollen Worte weiter an das Auditorium richtete.

 
CDs KlassikKompass

Die israelische Opernsängerin Na'ama Goldman hat ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegt. „Warum ausgerechnet Berlin? Die Stadt, aus der meine Familie deportiert wurde? In der Musik fand ich Antworten“, beschreibt Na'ama Goldman ihre Entscheidung zum Ortswechsel.

 
CDs JazzMe

Auf Ghost Notes, dem jüngsten Album von John Matthias und Jay Auborn, hebt das britische Duo seine Experimente mit Studiosounds auf ein neues Niveau und katapultiert seine Arbeit in unentdeckte Territorien der Mensch-Roboter-Zusammenarbeit.

 

Matthias und Auborn arbeiteten erstmals für ihr 2017er Release Race to Zero zusammen. Das Album und der Soundtrack zum Feature-Film In the Cloud (mit Gabriel Byrne) – nachdem dem sie immer wieder zusammengearbeitet haben – legen das gemeinsame Verlangen der Musiker offen, die bisherigen Grenzen zwischen physischen und digitalen Klangwelten zu überschreiten.

 
CDs KlassikKompass

In Fachkreisen gerühmt und vom Publikum bewundert – Margarita Höhenrieder ist in der deutschsprachigen Klavierlandschaft eine Institution.

Einerseits als Interpretin, deren seltene Konzerte als herausragende Ereignisse gelten. Andererseits als Professorin in München, wo sie seit 1991 ihr Wissen an hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker weitergibt.

 
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Am 2. Februar 2023 wäre der amerikanische Schriftsteller und Lyriker James Dickey 100 Jahre alt geworden, gestorben ist er am 19. Januar 1997 in Columbia (South Carolina).

 

Dickey ist der Mann, über den Quentin Tarantino sagte, er sei „kein Tarzan, sondern ein Dichter”; dessen Gedichte Stephen King so stark fand, dass er eines davon in seine Flugkatastrophen-Anthologie „Flight or Fright” aufnahm. Auch Vertreter der Hochkultur hoben James Dickey in den Himmel: etwa John Updike, der Dickey als „Überflieger der amerikanischen Lyrik” titulierte oder Joyce Carol Oates, die den „Walt Whitman unserer Zeit” in ihm erkannte.

 
Meinung

Die Rhapsodie Tzigane für Violine und das klangtechnisch modifizierte Piano forte, das sogenannte Luthéal, die Maurice Ravel im Jahr 1924 komponiert hat, gilt als eines der anspruchsvollsten Werke der gesamten Violinliteratur.

Tzigane ist eine Auftragsarbeit. Die ungarische Geigerin Jelly d’Arányi, eine Nichte Joseph Joachims, der, wie bekannt, Johannes Brahms bei zahlreichen Werken beratend zur Seite stand, hatte das Werk in Auftrag gegeben. Uraufgeführt wurde das lediglich 10-minütige, einsätzige Stück, das im ersten, thematisch weitausgreifenden Teil ganz auf die Violine fokussiert ist, und das eine groß angelegte Improvisation über Ungarisch-Volksliedhaftes ist, in London am 26. April 1924 mit der Nichte Joachims.

 
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Dieses Buch ist ein rasanter Ritt durch vielerlei Menschenleben. Es ist ein wüstes Märchen in drastischen Bildern mit ungewohnten Protagonisten in einer uns eher unbekannten Welt, sprich Kultur. Es ist ein Roman voller Liebe und Leidenschaft, voller Gewalt und Tod.

Zum Glück sind die 500 Seiten von „Der Wal“ aus der Feder des südkoreanischen Autors Cheon Myeong-kwan auch mit Humor gefüllt, vor allem aber mit intensiver Spannung, die uns Leser*Innen von Anfang an gefangen nimmt. Fast zwanzig Jahre nach Erscheinen ist dieses monumentale Märchen nun auch auf Deutsch erschienen in der Übersetzung von Matthias Augustin und Kyunghee Park.

 
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Der Roman „Spukhafte Fernwirkung“ von Ulrike Anna Bleier erzählt episodisch von Einzelschicksalen, die mal mehr mal weniger miteinander verschränkt ein in sich schlüssiges Gesamtbild ergeben. Ein großer Chor aus Solostimmen. Wie unsere Zeit selbst durch Medien und Digitalisierung laut und vielstimmig geworden ist und in hohem Grade individualisiert.

„Spukhafte Fernwirkung“ liest sich wie aus einem Guss und ist dennoch ein Werk aus Schnipseln, eine Collage von Momentaufnahmen, immer aus der Innenperspektive. Das erzeugt eine ungeheure Offenheit, der man sich schon nach den ersten Zeilen nicht mehr entziehen kann.

 
CDs KlassikKompass

Für die Geigerin Anne Battegay und für den Dirigenten Marc-Olivier Oetterli ist die Veröffentlichung „The Essential Hebrew Violin“ etwas ganz Besonderes: Die eingespielten Werke der meist jüdischen Komponisten widerspiegeln Anne Battegays eigenen kulturellen Wesenskern.

Die meisten Werke dieser Aufnahme lagen bis dahin nur in kammermusikalischer Fassung vor und wurden auf Initiative von Anne Battegay hier zum ersten Mal für Orchester arrangiert. Für die Aufnahme mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim hat sich Marc-Olivier Oetterli tief ins Spiel der Schweizerin mit jüdischen Wurzeln hineingehört.

 
Meinung

Wer nicht bereits im frühesten Kindesalter das Violinspiel zu erlernen beginnt und also auf die diversen Schwierigkeiten, die nicht nur dieses Saiteninstrument dem sich ihm Nähernden bereitet, sich besinnt, mithin seine praktische aber auch theoretische Aufmerksamkeit auf das zu Bewältigende lenkt, wird als erstes auf die hochgradige Vertracktheit des Fingersatzes aufmerksam.

Und das bereits in der grundlegenden ersten Lage. Was es bedeutet, die über einen längeren Zeitraum verinnerlichte Relation zwischen dem Notenbild und der Greifhand in die höheren Lagen zu transferieren – welcher Note entspricht in ferneren Gefilden die Stelle auf dem Griffbrett?, womit das mühsam Erlernte als so gut wie nicht geschehen vorübergehend wieder ins zweite Glied des Interesses rückt –, davon schweige ich an dieser Stelle.

 
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Was macht eine gute Beziehung aus? Was ist Liebe – und was nicht? Diesen Fragen geht John Burnside in zwölf von ihm selbst ausgewählten, erstmals auf Deutsch erschienenen Geschichten nach. Wir tauchen in das Leben von Männern und Frauen ein, die – in einer Ehe gefangen, gebeutelt von falschen Erwartungen, dem Alkohol verfallen – alles andere als ideale Paare sind.

Untreu, einsam, krank, begegnen uns all diese traurigen Heldinnen und Helden. Von so etwas wie Glück können sie nur träumen. Ihre Gefühle bleiben meist sprachlos. Zu unserem Leserglück gibt ihnen der Autor eine Stimme. Eine Stimme, die uns sprachlos macht, uns für einen Moment schweigen lässt, uns gefangen nimmt und zärtlich-befangen zurücklässt.

 
CDs JazzMe

In den vergangenen 20 Jahren war Markus Sieber viel unterwegs. Sein wandernder, nomadischer Lebensstil hat ihn von der Hausbesetzer-Szene Berlins in abgelegene Dörfer Mittel- und Südamerikas bis nach Colorado geführt, wo er sich nun eine beständige Basis aufgebaut hat.

 
Meinung

Gabriel Pfeiffer, mit drei f (!), ist erfolgsverwöhnter Literaturagent. Und will es nicht mehr sein. Würde den Job am liebsten an den Nagel hängen und alles seiner überirdisch-schönen und verführerischen Sekretärin Leonore Schiller (!) in die Hände legen.

 

Ihren Ausgang nimmt die kriminalistisch angehauchte Geschichte auf der Frankfurter Buchmesse. Auf über 100 Seiten werden herrlich respektlos Interna ausgeplaudert. Jahrmarkt der Eitelkeiten, wo man hinschaut. Geldgier. Geltungsbedürfnis. Starallüren eines mediokren Möchtegerngenies. Grotesker Medienrummel um einen hochgepuschten Jahrhundertroman.

 

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