Hamburger Architektur Sommer

Hamburgs Stadtgestalt verändert sich wie seit den Kriegszerstörungen und dem darauf folgen­den Wiederaufbau nicht mehr. Städtebauliche Großvorhaben, wie die Perlenkette, die HafenCity, die Internationale Bauausstellung auf den Elb­inseln und Altonas Neue Mitte, ener­getische Modernisierung allerorts, demografischer Wandel, neue Arbeitswelten, steigende Mieten und Immobilienpreise verändern das Bild und die Realität der Stadt.

Längst ein Allgemeinplatz ist es, dass die daraus resultierenden Sorgen, Ängste und Widerstände der Bürger von Architekten, Stadtplanern, Inves­toren und Politikern ernst zu nehmen seien. Heute sind die in den 80er und 90er Jahren zumindest noch auf der rhetorischen Ebene greifenden einfachen Oppositionen wie Tradition versus Fortschritt, Subkultur gegen Spießertum, alternativ versus angepasst, neu oder alt, Gentrifzierer oder Gentrifzierungsopfer endgültig durcheinander gewirbelt.

Gehört die Berücksichtigung der »Kreativen« und der kulturellen Zwischennutzung zum kleinen Einmaleins aktueller Stadtplanung, kämpfen inzwischen viele Künstler und politische Aktivisten um eine Rückgewinnung des Alltags. Die Produktion des Neuen, des Verstörenden, des Umwälzenden ist nur allzu alltäglich geworden. Einem mehrfach umgebauten Haus gleich, sind die neu eingezogenen Selbstrefexionsebenen komplex miteinander verzahnt und nicht mehr rückbaubar. Schwarz und Weiß sind nicht mehr klar verteilt. So war, für Beobachter ebenso wie für die Teilnehmenden, die Besetzung der letzten Reste der Hamburger Gängeviertel weniger überraschend als die nahezu einhellige mediale, politische und öffentliche Zustimmung, die diese erfahren hat. Mit jeder Aneignung durch den Menschen verändern sich Architektur und städtischer Raum, durch keine Planung und keinen Entwurf vorherbestimmbar.

Neben dem Schwerpunkt bietet das Programm ein breites Spektrum an Veranstaltungsformaten und Inhalten in insgesamt elf weiteren Kategorien. So widmet sich ein ganzes Kapitel der Architektur der Nachkriegsmoderne. Bauwerke einer Zeit, die vor wenigen Jahren noch nur das Interesse von Denkmalpfegern, Bauhistorikern und Architekten auf sich zogen, werden heute von Initiativen und Bürgern leidenschaftlich gegen ihren Abriss oder ihre architektonische Veränderung verteidigt (siehe Veranstaltungen zu den Esso-Häusern und zu dem Architekten Paul Seitz). Differenziert wird in den Veranstaltungen dieses Kapitels beleuchtet, in welchen Beziehungen Gestalt, Form und Ausdruck der Architektur zu den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen damals, zwischenzeitlich und heute stehen.

In den über 280 Veranstaltungen des Programms präsentieren sich ganz unterschiedliche Sicht­weisen und Standpunkte, werden Fragen gestellt, Antworten gegeben, Diskussionen geführt. Wir laden Sie herzlich ein: Beteiligen Sie sich an der Diskussion über Architektur und Stadt, nehmen Sie teil am Hamburger Architektur Sommer 2012.

Wir danken der Freien und Hansestadt Hamburg und allen Sponsoren für ihre großzügige Unter­stützung. Wir danken allen Veranstaltern für ihre Programmbeiträge. Ohne ihr Engagement würde es den Hamburger Architektur Sommer nicht geben. Wir wünschen allen Besuchern und Teil­nehmern einen interessanten und anregenden Hamburger Architektur Sommer 2012.

Dagmar Bremer, Renate Kammer, Ferdinand Rector, Ullrich Schwarz, Bernhard Winking Vorstand Initiative Hamburger Architektur Sommer e. V.